Archiv für Musikwissenschaft, Fünfter Jahrgang 1923

Sammlung:

Zeitschriften

Strukturtyp:

periodical

Titel:

Archiv für Musikwissenschaft

Untertitel:

AfMw

Erscheinungsort:

Leipzig

Sammlung:

Musikwissenschaftliche Periodica: Allgemeine

Strukturtyp:

Zeitschriftenband

Titel:

Archiv für Musikwissenschaft, Fünfter Jahrgang 1923

Erscheinungsjahr:

1923

Erscheinungsort:

Leipzig

Umfang:

375

Signatur:

C 30/4,5

Standort:

Staatliches Institut für Musikforschung, Preußischer Kulturbesitz, Berlin

Sammlung:

Musikwissenschaftliche Periodica: Allgemeine

Strukturtyp:

Kapitel

Titel:

Werner, Th. W., Andreas Crappius. Ein Beitrag zur hannoverschen Kantorengeschichte.

PURL:: https://digital.sim.spk-berlin.de:443/viewer/image/783919026-05/263/

240 Th. W. Werner Aber die P ro p r i u mgesänge') liegen für.Hannover keine Nachrichten vor?). In des Crappius' Werk erscheinen zahlreiche Motetten und sie mögen hie und da auch im Gottesdienst an die Stelle von Propriumformen getreten sein. Doch geht aus den für den lutherischen Gottesdienst bestimmten Sammlungen Rhau's hervor, daß Luther's „Rormula mi88ae ei communloni8 pro eccle8ia Witten- bergensi" von 1523, obwohl als unverbindlich bezeichnet, von dem Verleger wohl in Acht genommen wurde. Offertorium und Communio, diese beiden Sätze fallen in den Sammlungen von Propriumgesängen mehr und mehr aus: ihr Zusaminenhang mit der Opferhandlung, die von der neuen Meßordnung ausge merzt worden war, raubte ihnen das Daseinsrecht 3 ). Das Graduale, das mit seinem ver8U8 anfänglich beibehalten wurde, weicht der Praxis, die Kinder nach der Epistel ein „gewöhnlich Alleluia lateinisch" singen zu lassen. Neben dem Allelujavers wurde aber durchaus der Introitu8 beibehalten, ja, dort wieder ein geführt, wo man ihn etwa aufgegeben hattet). Lossius sowohl, wie die seiner „?8aImoclia" in einigen Teilen nachgebildete .Handschrift von 1598 aus dem Kloster Bardowieck °) kennen den Introitus für jeden Sonn- und Festtag. Lossius war 1532 auf Rhegius' Wunsch von Tulich, dem Rektor, an die Stadt schule berufen, wieder nach Lüneburg gekommen, und wenn, wogegen kaum etwas spricht, Crappius seine erste Jugend in seiner Vaterstadt verlebt hat, so inag er, zehnjährig, wohl aus der 1553 fertiggestellten „P3almodia" mitgesungen haben- Übrigens stand der Verfasser-der hannoverschen Kirchenordnung als lüneburgischer Superintendent mit Lossius in engstem Verkehr, und so werden dessen damals allerdings noch nicht niedergelegten musikalisch-liturgischen Gedanken sich wohl auch in der Praxis der hannoverschen Stadtkirchen spiegeln. Daß die Marien verehrung in der lutherischen Liturgie keinen Raum finde, versteht sich wohl von selbst: „darumb", sagt die Kirchenordnung, „haben wir abgestclt das Lalue regiria«), Regina celi, Sub tuum presidium vnd etliche Lockerten, darinnen die ehre, so allein vnscrm Mittler Ihesu Christo zugehört, allzu grob den Lrcaturn zugelegt wird." Über die liturgische Sprache sagt Rhegius in Übereinstimmung mit Luther: Etliche gebräuchliche Zeremonien, (Priesterkleidung, Gefäße, Lichter und ehrliche Bildnisse und) Christliche Gesänge, deutsch und lateinisch nach Ge legenheit der Zeit, sollen in der Freiheit des Geistes beibehalten werden. >) G. E i s e n r i n g, „Zur Geschichte des mehrstimmigen Proprium Miffae bis um 1560. Düsseldorf o. I. [1912?] 2) In Lüneburg sollten die Klostergottesdienste denen der Stadtgemeinden ähnlich ge macht werden: eine Verordnung vom Jahre 1530 verlangt die Aufgabe des ockicium de 8nncti8, erlaubt aber die Beibehaltung des oikicium de tempore. 3) Graduale und Offertorium ersd)einen unter ihren Namen in der heutigen Liturgie der hannoverschen Landeskirä)e als Gemeindelieder. Vgl. „Musikalischer Anhang zur Agende für die Evangelisch-lutherische Kirche Lannovcrs", bearbeitet von Christian D r ö m a n n und Reinhold R ö ck e l, hgg. vom Landeskonsistorium in Hannover. Breitkopf & Härtel in Leipzig. Ausgabe für die Land des Liturgen 4». XL u. 120 S. 1920; Ausgabe für die Land des Organisten 9. 2». XXIII u. 167 S. 1921. 4 ) Die heutige hannoversche Liturgie kennt („Musikalischer Anhang zur Agende") nod) zwanzig Introiten für die Feste. 5) Hannover, vorm. Kgl. und Provinzbibliothek I, 87. Vgl. Sandberger-Festschrist, München 1918. S. 287. 6) Als den hartnäckigen Klosterfrauen im Lüneburgischen der Gesang des Salve regina verboten wurde, halfen sie sich durch Lesen der Antiphon.

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