Archiv für Musikwissenschaft, Vierter Jahrgang 1922

Collection:

Zeitschriften

Structure type:

periodical

Title:

Archiv für Musikwissenschaft

Sub title:

AfMw

Place of publication:

Leipzig

Collection:

Musikwissenschaftliche Periodica: Allgemeine

Structure type:

Periodical volume

Title:

Archiv für Musikwissenschaft, Vierter Jahrgang 1922

Date:

1922

Place of publication:

Leipzig

Extent:

518

Shelfmark:

C 30/4,4

Physical location:

Staatliches Institut für Musikforschung, Preußischer Kulturbesitz, Berlin

Collection:

Musikwissenschaftliche Periodica: Allgemeine

Structure type:

Chapter

Title:

Müller, Hermann, Zur Musikauffassung des dreizehnten Jahrhunderts.

PURL:: https://digital.sim.spk-berlin.de:443/viewer/image/783919026-04/413/

Zur Musikauffaffung des 13. Jahrhunderts') Von Äermann Müller, Paderborn .Hochverehrte Festversammlung I Es war eine merkwürdige Zeit, das 13. Jahrhundert. Die Zeit der letzten Staufen und der letzten Kreuzzüge, der werdenden Universitäten und der sich allmählich durchsehenden Gotik. Zn der Wissenschaft die Periode der .Hoch scholastik eines Alexander von .Hales unb Bonaventura, eines Albertus Magnus und Thomas von Aquin, während Meister Erwin über die Fassade des Straß burger Münsters und Meister Gerhard über die Maße des Kölner Domes nachsinnen, und Cimabue und Giotto eine neue Entwicklung der Malerei heraufführen. Eine merkwürdige Zeit, das 13. Jahrhundert; auch mit dem Auge des Musikers gesehen. Die schöpferische Kraft für den einstimmigen Gesang, der über ein Jahrtausend der Tonkunst seinen Stempel aufprägte, erlahmt. Neue Geistesenergien inelden sich an, die in langsamem und schwerem Ringen die mehrstiminige Gesangsinusik und die Instrumentalmusik zu ungeahnten .Höhen heben sollen. Aber noch immer ist die Musik ein unentbehrlicher Bestandteil und eine unerläßliche Bedingung der allgemeinen Bildung. — Darf ich Sie bitten, meine Damen und .Herren, für einige Augenblicke die Erinnerung an Brahms und Wagner und Beethoven, an den majestätischen .Händel und den unerschöpflichen Bach, an das leuchtende Dreigestirn der klassischen a-cappella-Periode, den Deutsche,: Orlando Lasso, den Italiener Palestrina, den Spanier Bittoria weit hinter sich zu lassen für einen kurzen Gang ins dreizehnte Jahrhundert? Schon zu Anfang des 13. Jahrhunderts sehen wir in Oxford eine stark be suchte, blühende Universität. Sie zeigte in ihrem Wissenschaftsbetriebe bald einen ganz eigenartigen Charakter. Während näinlich die Denkrichtung der damaligen Philosophen auf dem Festlande, zumal auch in Paris, mehr der Metaphysik und der Spekulation zugewandt war, bevorzugte die Oxforder vchule besonders mathematisch-naturwissenschaftliche sowie linguistische Bestrebungen. And diese der Oxforder .Hochschule eigentümliche Richtung erreichte ihren .Höhepunkt in Roger Bacon. Geboren in England zwischen 1210 und 1214, hatte er als Student von seinem berühmten Lehrer Robert G r o ss e t e st e reiche An- >) Vortrag, gehalten zu Bückeburg ain 21. Juni 1922 anläßlich des 6. Stiftungstages des' musikwissenschaftlichen Instituts.

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